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Fachübergreifende Themen

«Schon wieder einer, auf den ich schauen muss …»

Menschen mit Beeinträchtigung in Küche und Hauswirtschaft – von der Zusatzbelastung zur Sinnhaftigkeit

In so manchem Team aus Küche oder Hauswirtschaft arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung. «Da können sie ja im Hintergrund einfach mitlaufen», heisst es seitens der Institutionsführung in vielen Fällen. Diese Haltung ist aus fachlicher Sicht sicherlich fragwürdig, in der Praxis aber gang und gäbe. Nicht, dass die Bereiche Küche oder Hauswirtschaft kein gutes Umfeld für Arbeitsintegration böten. Aber in vielen Fällen ist der Auftrag nicht klar geregelt. Zudem sind bei den verantwortlichen Fachpersonen oft nicht genügend Betreuungsressourcen und Wissen vorhanden, wie Arbeitsintegration gelingen kann.

Integration von Menschen mit Beeinträchtigung

Beginnen Menschen mit Beeinträchtigung ihre Arbeit in einem Team, werden sie oft einfach mit den gerade anfallenden Hilfsarbeiten beschäftigt. Es ist vielen Fach- und Führungskräften in Küche und Hauswirtschaft nicht bewusst, dass die Person mit Beeinträchtigung nicht zur Entlastung des Teams da ist, sondern dass es das Team mit seinem sozialen Geflecht und den täglich zu vollbringenden Aufgaben ist, welches Orientierung und Halt für die beeinträchtigte Person gewährleistet. Diese fehlende Perspektive und die Konditionierung auf Leistung im heutigen Berufsumfeld führt in der Integration von Menschen mit Beeinträchtigung zu schwierigen Arbeitsbeziehungen und Störungen, welche von allen Seiten als Belastung und Überforderung empfunden werden. «Schon wieder einer, auf den ich schauen muss. Dabei hätten wir auch so schon genug zu tun», heisst es dann oft.

Es wird von den Verantwortlichen oft ausgeblendet, dass Fachkräfte – sobald sich beeinträchtigte Menschen im Team befinden – einen dualen Auftrag zu erfüllen haben: einerseits nämlich den gewohnten Wirtschaftsauftrag, gleichzeitig aber auch eine ebenso wichtige und anforderungsreiche agogische Aufgabe. Hierzu braucht es einen klaren Auftrag, und definierte, an die Bedürfnisse der jeweiligen Klienten angepasste Strukturen. Das wird vielen erst dann bewusst, wenn sie eine gewisse Zeit mit solchen Menschen arbeiten. Und wo der Betrieb die Betreuungsarbeit im Stellenplan nicht explizit berücksichtigt und die nötigen Ressourcen zu Verfügung stellt, können Teams an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht werden.

Arbeitsgestaltung für Menschen mit Beeinträchtigung

Solche und ähnliche Erfahrungen bringen die Teilnehmenden in unseren 6-tägigen Fachkurs «Arbeitsgestaltung für Menschen mit Beeinträchtigung» oft mit. Im Laufe der Weiterbildung lernen sie dann ihr eigenes Arbeitsverhalten zu verstehen. Sie entwickeln ein Verständnis für verschiedene Beeinträchtigungsformen und erlernen adäquate Methoden und agogische Konzepte. «Ich gehe heute viel gelassener an meine Arbeit, beziehe meine Klientinnen mit ein, suche gemeinsam nach Lösungen. Früher dachte ich <das können sie nicht>, heute denke ich darüber nach, was sie alles können. Das löst eine positive Dynamik aus», sagt Brigitte Landmesser, Gruppenleiterin im Hausdienst einer Arbeits- und Wohninstitution für Menschen mit Beeinträchtigung. Sie hat die Weiterbildung im Jahr 2018 besucht, und damit ihre fachliche Professionalität mit zentralen agogischen Handlungsmöglichkeiten erweitert. «Ich gehe heute die Aufgaben mit meinen Klientinnen ganz anders an als noch vor ein paar Monaten», so Landmesser. Sie sagt auch, dass der Aufbau von drei Mal 2 Tagen für sie sehr viel Sinn gemacht hat. «Das gab mir die Möglichkeit, das Erlernte im Arbeitsalltag stückweise auszuprobieren und anzuwenden. Die gemachten Erfahrungen konnten wir im nächsten Modul dann gleich wieder auswerten und besprechen».

Selbstverständnis und berufliche Rollengestaltung

Es braucht sicherlich Zeit, die eigene berufliche Rollengestaltung zu reflektieren und sich nicht nur als Fach-, sondern auch als beziehungsgestaltende Person zu verstehen. Die Transferphasen zwischen den Modulen helfen sehr dabei, das Gelernte umzusetzen und die gemachten Lernprozesse zeitnah im Unterricht einzubauen. Gleichzeitig bewährt sich der Austausch mit den anderen Teilnehmenden, welche ausschliesslich aus der Gastronomie und der Hauswirtschaft stammen, als wunderbare Fundgrube praxistauglicher Umsetzungsmöglichkeiten.

Die Idee hinter dem Kurs ist simpel: Fach- und Führungskräfte, die hauptsächlich im operativen Tagesgeschäft orientiert sind, sehen Menschen mit Beeinträchtigung nicht einfach als «intensive Hilfskräfte», sondern verstehen ihre eigene berufliche Tätigkeit auch als Möglichkeit für diese zur Teilhabe und Inklusion in der Arbeitswelt. Sie können durch die Lernprozesse die gemeinsame Arbeit aktiv und zum Vorteil aller gestalten, ohne gleich eine vertiefte agogische Ausbildung machen zu müssen. Praxisnah, persönlich und im Sinne einer ganzheitlichen Perspektive. In einer kleinen Transferarbeit zeigen die Kursteilnehmenden ihre Umsetzung im Betrieb. Gestaltet werden die Kursinhalte von Lehrbeauftragten, welche einen konkreten fachlichen Bezug haben, gleichzeitig aber auch leitende Funktionen im agogischen Berufsfeld ausüben.

 


Anfahren und Bremsen, Kurvenfahren, Rechts- und Linkskurven, Turnen

Eine Verbindung zur Praxisausbildung!

© Andreas Bürgler

Zusammen ein Motorrad mit Seitenwagen, auch als Motorradgespann bekannt, zu fahren, bedeutet wesentlich mehr als ein Motorrad starten zu können. Sowohl die Lenkerin als auch Beifahrer müssen das Verhalten des Motorrades kennen. Aerodynamische, physikalische Gesetze geben die Auswirkungen der einzelnen Aktionen vor. Beispielsweise zieht das Motorrad beim Anfahren nach rechts, durch das Gegenlenken der Beifahrerin wird der Rechtsdrall ausgeglichen. Wird während der Fahrt nicht die entsprechende Kurventechnik angewendet von beiden Fahrern, kann dies zum Abheben des Seitenwagens führen.

Erkennen Sie Ähnlichkeiten zu Ihrem Alltag als Praxisausbilderin oder Praxisausbilder? Zusammen mit den Lernenden einen gelungenen Start in die Praxisbegleitung zu erleben, hängt auch davon ab, wie sie diesen zusammen gestalten. Wie gelingt es Ihnen in der Aufgabe der Praxisbegleitung das richtige Tempo einzuschlagen oder nicht einstellende Lernerfolge zu erkennen? Welche Hilfsmittel, Methoden und Fertigkeiten sind nötig damit das Rennen, übersetzt eine optimale Lern- und Praxisbegleitung, erfolgreich durchgeführt werden kann?

Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung:

  • Melanie Bolz, Bildungsbeauftragte Kindererziehung/Sozialpädagogik, 041 419 01 89 | E-Mail
  • Marlise Staudenmann, Bildungsbeauftragte Kindererziehung/Sozialpädagogik 041 419 01 89 | E-Mail